Philipp Sperner
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Literatur- und Kulturwissenschafter aktuell an der @uni-konstanz.de | aktiv bei @nuwiss.bsky.social |
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Habe das an die Stadt Wien geschrieben, wer will kann gern was davon übernehmen (sollte es aber nochmal korrekturlesen)
Sehr geehrte Entscheidungsträger:innen, ich bin schockiert über die Nachricht, dass die Förderung für Wiens einziges freies Radio (Orange 94,0) massiv zurückgefahren und zukünftig gänzlich eingestellt werden soll. Durch die langjährige ehrenamtliche Mitarbeit bei Orange weiß ich, wie wichtig das Radio nicht nur für die Radiomacher:innen selbst ist, sondern auch für die vielen, vielen Zuhörer:innen. Durch meine Arbeit bei Orange (genauer der Sendung "Radio Stimme") habe ich nicht nur technische, gestalterische und editorische Skills gelernt (Audioschnitt, Aufnahmetechnik, Gesprächsführung, Stimmeinsatz, Moderation, Vorbereitung von Fragen, etc. etc.), von denen ich auch jetzt noch massiv profitiere. Meine Kolleg:innen und ich haben uns zudem auch extrem viel politisches und gesellschaftliches Wissen erarbeitet, das in unzählige Produktionsstunden geflossen ist. Stunden, die wir allesamt ohne auch nur die geringste Bezahlung gerne aufgebracht haben, weil wir wussten, dass unsere Beiträge viele Hörer:innen erreichen und wir Themen abdecken können, die ansonsten in den Medien oft zu kurz kommen – seien es lokale Nachrichten und Entwicklungen, Geschichte von Minderheiten und besonders diskriminierten und vulnerablen Gruppen, oder auch "Nischeninteressen" (Dialekte, Musikgenres, etc. etc. etc.). Hinzukommen noch die vielen Sendungen von Orange, die ganz gezielt PErsonen in ihren jeweiligen Sprachen ansprechen und so einen extrem wichtigen Beitrag zur Demokratiepflege und Teilhabensfürsorge leisten. Der für all diesen enormen gesellschaftlichen Mehrwert aufgebrachte Geldbetrag, mit dem die Stadt Wien Orange bisher gefördert hat, ist angesichts des beeindruckenden Outputs des Radions geradezu lächerlich. Es zeugt von extremer demokratiepolitischer Kurzsichtigkeit, wenn gerade in wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten diese Förderung gestrichen werden soll. Wien folgt damit bedenklicherweise dem von US-Präsident Trump aufgezeichneten Weg, gerade die allerkleinsten Medieunternehmungen auszuhungern und so mediale Teilhabe für ohnehin schon massiv unterrepräsentierte Gruppen weiter zu erschweren bzw. zu verunmöglichen. Ich bitte Sie inständigst, dies zu verhindern und weiterhin für eine angemessen Förderung von Radion Orange zu sorgen. Mit freundlichen Grüßen, Philipp Sperner
December 12, 2025 at 4:11 PM