Als Protestant ist mir das Heiligenwesen der Katholischen Kirche eher fremd. Sie wartet noch auf den Nachweis eines Wunders von Bernhard Lichtenberg, um ihn heilig zu sprechen. Ist nach dieser Geschichte der Kirchen im Faschismus seine Anerkennung als Gerechter unter den Völkern nicht Wunder genug?

Da sind in der Pandemie offenbar bei einigen die Grundwerte ziemlich ins Rutschen geraten. Ich gebe zu, dass auch ich damals manchmal übers Ziel hinaus geschossen habe. Der Handlungs-, Orientierungs- und Erklärungsdruck war enorm hoch. Aber Wissenschaftler zu bedrohen, geht wirklich gar nicht!

Da hat offenbar die Lobbyarbeit der Krankenhäuser auf Landesebene Früchte getragen. Aber mit ein bisschen politischem Handwerk müsste eigentlich klar sein, dass die Länder frühzeitig einzubinden sind. Selbst Lauterbach hat das geschafft.

Vielleicht kommen wir irgendwann auch dazu, beim Gedenken nicht primär die Täter, sondern die Opfer - von denen wenige ja als Zeugen aufgetreten sind - ins Zentrum der Bebilderung zu stellen.

Marie-Claude Vaillant-Couturier oder František Bláha

Sehr aufschlussreich der letzte Befund von Jens Bisky: Die Rechten, die Hitler zähmen wollten, haben das nicht nur nicht vermocht, sie wollten es offenbar gar nicht. Ähnliches wäre von den Profi-Entzauberern der AfD vermutlich auch zu erwarten, sollte es - Gott bewahre! - je soweit kommen.

Das Problem dürften nicht nur die Freunde sein, die verloren gingen, sondern auch jene, die Gauland in der AfD hinzugewonnen hat. Ich unterstelle zu seinen Gunsten ein gehöriges Maß an psychischer Energie, um das Ekelgefühl zu betäuben und den Brechreiz zu unterdrücken. Aber Mitleid kommt nicht auf.

Eigentlich hat die Kommunikationstheorie dafür schon einen passenden Begriff: "performativer Widerspruch". Das Setting der Rede entzieht dem Gesagte die Legitimation. Eigentlich ein leicht zu entlarvendes Phänomen, ähnlich wie der Kaiser ohne Kleider.

Stimmt! Im Joh wird er nicht abgekanzelt, aber die traditionelle Betitelung als "ungläubiger Thomas" hat schon einen deutlich wertenden Charakter. Härter trifft es den Schächer zur Linken (Lk 22,39), der auf der wirklichen Einlösung des Messias-Anspruchs Jesu beharrt & schon im NT als "böse" gilt.

Dazu gibt es dieses berühmte wunderbar anti-doketische Bild von Caravaggio

Thomas will es wirklich wissen, sehen, aber vor allem anfassen und wird in der christlichen Tradition dafür als "ungläubig" abgekanzelt. Dabei ist er der Protagonist eines inkarnatorischen Materialismus und Realismus, der die Moderne ein stückweit vorwegnimmt.

"Tugend der Unterlassung" klingt eher nach calvinistischer Bilderabstinenz. In jeder Askese liegt aber meist ein Selbstbetrug; der Verzicht wertet stets das auf, was man sich vorenthält. Vielleicht ist die Pluralisierung der Bilder (à la Nietzsche) der effektivere Weg, das 2. Gebot einzuhalten.

Angesichts von Deepfakes gilt gewissermaßen die Umkehrung der Seligpreisung, die Jesus in Joh 20,29 dem skeptischen Thomas vorhält: "Selig sind, die sehen und doch nicht glauben!"

Man kann darüber streiten, ob 2021 (die Krim war 7 Jahre widerrechtlich besetzt & die Vorbereitung für den Überfall auf die 🇺🇦 sicher schon im Gang) eine solche diplomatische Initiative sinnvoll & erfolgsversprechend hätte sein können. Ich glaube das nicht. Aber das hat nichts Schuldzuweisung zutun.

Die Überschrift & der Artikel sind irreführend. Merkel stellt in dem Interview nur dar, was 2021 ihre & Macrons Idee war & wie Polen & die baltischen Staaten darauf reagiert haben. Von einer Schuldzuweisung kann keine Rede sein. Siehe Interview ab Minute 10:00 - www.youtube.com/watch?v=wjSH...

Und der Name von Putins Kavallerie-Brigade steht auch schon fest: "Marschall Semjon Michailowitsch Budjonny".

Ich habe schon 1986 meine Diplomarbeit in Hamburg (bei Herrmann Fischer) zu theologischen Motiven in der Negativen Dialektik geschrieben. Der Zweitgutachter Traugott Koch war entsetzt. Aber irgendwie komme ich immer wieder zur inversen Theologie zurück. Metz habe ich erst jüngst kennengelernt.

Ich hab's gefunden. Eine sehr schöne Stelle. Passt gut in das Schlusskapitel dessen, was ich gerade verfertige (Arbeitstitel: "Negative Christologie - Elemente einer Karsamstagstheologie"). Ich komme in letzter Zeit zurück zur Theologie - wenn auch adornitisch gegen den Strich gebürstet.

Das muss ich mir einmal näher anschauen - danke für den Tipp.