Matthis @ Real Scientists DE
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Das deutschsprachige @RealScientists. Echte Wissenschaft von echten ForscherInnen, AutorInnen, KommunikatorInnen, KünstlerInnen... Diese Woche: @matthiskrischel.bsky.social
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Seht ihr da einen Widerspruch? Kann, soll man Lehrkanzel, persönliche Einstellungen, eigenes soziales und politisches Engagement (streng) trennen?
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Klar ist, dass Wissenschaftler:innen sich da äußern müssen, wo Wissenschaftlichkeit grundsätzlich in Frage gestellt wird, da ginge auch Weber mit. Als Gegenposition wird in den letzten Jahren eine "engagierte Wissenschaft" (Bourdieu) sichtbarer, die sich aktiv in soziale Bewegungen einbringt.
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Und Weber spricht sich für eine große persönliche Zurückhaltung Lehrender im Hörsaal aus, was politische und weltanschaulichen Fragen angeht. Das war lange auch die Mehrheitsmeinung in der Wissenschaft ("unpolitische Wissenschaft".
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Weber formuliert auch, dass die Naturwissenschaften uns etwas über das "wie" von Technik und Naturbeherrschung sagen, aber nicht über das ob und warum. Die eigentlichen Ziele von Wissenschaft werden also gesellschaftlich vorgegeben.
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Die Bewerbung auf Lehrstühle war schon vor 100 Jahren "Hazard", also ein riskantes Glücksspiel. Aktuell spricht sich der Wissenschaftsrat u.a. für einen Umbau hin zum Departmentsystem an dt Unis aus: www.wissenschaftsrat.de/download/202...
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Im Jahr 1919 veröffentlicht der Soziologe Max Weber (1864-1920) den Text Wissenschaft als Beruf, den ich bis heute für sehr lesenswert halte. Zu Anfang unterscheidet er das dt akademische System (Lehrstühle; Privatdozenten, die Kolleggeld nehmen) vom amerikanischen System (Departments, Tenure Track)
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Meiner Erfahrung nach werden zwischen drei und zehn Kandidat:innen eingeladen. In dem kleinen Fach, in dem ich tätig bin, kennt man dann die meisten Kolleg:innen und hat vielleicht schon zusammengearbeitet.

Wer mag, kann mir für zwei Termine in den kommenden Wochen die Daumen drücken!
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Aktuell bewerbe ich mich auf Professuren. Das sind in meinem Fach durchschnittlich zwei Ausschreibungen pro Jahr in Deutschland (Frequenz stark schwankend). Manchmal werde ich zum "Vorsingen" eingeladen. D.h. wiss Vortrag, Kommissionsgespräch, manchmal Lehrprobe. Die Vorbereitung ist anspruchsvoll.
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Aber es gibt auch Wermutstropfen. Die Bezahlung ist geringer als die eines beamteten Oberschullehrers, ohne Drittmittel habe ich kein eigenes Budget, wer Anträge schreibt, muss wissen, dass vieles für den Papierkorb ist, der Umgang mit der Verwaltung ist manchmal sehr herausfordernd.
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Gleichzeitig kann ich Wahlpflichtfächer zu Themen anbieten, die mich interessieren, sogar mal am Institut f Geschichtswissenschaften ein Seminar. In meiner Forschung bin ich ganz überwiegend frei (mit dem Caveat, dass sie solide publizierbar sein soll), die meisten Kooperationen sind selbst gewählt
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Ich persönlich erlebe Wissenschaft als Beruf als viel Freiheit, großen Ermöglichungsraum. Klar, die Pflichtlehre muss laufen und zu einigen Zeiten im Semester ist man damit ausgelastet. Mit einer Dauerstelle kommen auch Daueraufgaben im Service, Unterrichtskommissionen, etc.
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Der Antrag zur #GeSoLei ist zB trotz positiver Gutachten zweimal abgelehnt worden, wurde dann in der dritten Version gefördert. Erst ein Mindestmaß an beruflicher Sicherheit macht es möglich, auch mal das Risiko eines Forschungsprojekts abseits des Mainstreams einzugehen (inkl Chance zu Scheitern).
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Meine persönliche Situation ist eine etwas andere. Ich sitze auf einer seit 2018 entfristeten Mittelbaustelle. Das ist an einer dt Uni ein ziemlicher Luxus. Das hat mir erlaubt, @dfg.de-, BMBF (jetzt: #UndRaumfahrt) ua Anträge ohne Existenzangst bei Ablehnung zu schreiben.
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Beim zurückscrollen habe ich gesehen, dass vor zwei Wochen @amri-henkel.bsky.social hier über Nachhaltigkeit, Gender und Parenthood Penalties in Academia geschrieben hat. Aktuell ruft ua @jenniferhenke.bsky.social dazu auf, die Petition gegen die unnötige Titellehre von #PDprekär zu unterstützen.
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Thema heute ist Wissenschaft als Beruf. Ein großes Thema auf Bsky und in der Wissenschaft ist das unsägliche #WissZVG und die Probleme, die für #IchbinHanna und #IchbinReyhan daraus entstehen. Dazu haben @amreibahr.bsky.social, @drkeichhorn.bsky.social, @kubon.bsky.social uva geschrieben
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Ja, die Resonanz war jedes Mal sehr positiv. Eine Barriere können natürlich die Kosten sein. Damit das niemanden ausschließt, habe ich Anträge auf Qualitätsverbesserungsmittel Lehre (QVM) gestellt, um einen Zuschuss zu erhalten. Macht Arbeit, hat aber bisher immer geklappt.
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Bei Interesse meldet ihr euch einfach bei @jensfoell.de . Solange ihr einen wissenschaftlichen Background und ein wenig Erfahrung mit sozialen Medien habt, würden wir gerne von euch hören! :)
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[Admin] Hallo alle miteinander, hier bei @realscientists.de ist spontan eine Woche frei geworden: die ab dem 20. Oktober. Wenn ihr schon immer mal eine Woche lang diesen Account bespielen wolltet, ist JETZT eure Gelegenheit dazu.
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Und südlich der Themse haben wir das @oldoptheatre.bsky.social besucht und von dort aus eine großartige geführte Tour durch das Viertel gemacht, in der es um die Sozial- und Gesundheitsgeschichte ging (Gesundheitsversorgung, Arbeitsbedingungen, Prostitution, Schuldgefängnisse, work houses, ...).
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In Soho haben die ein Denkmal am Ort der Wasserpumpe angeschaut, von welcher der Arzt und Begründer der Epidemiologie John Snow mutmaßlich den Arm abmontiert haben soll, nachdem er eine Häufig von Cholera-Todesfällen um die Pumpe nachweisen konnte und damit die Verbreitung über Wasser.
Karte des Stadtteils Soho in London, schwarze Punkte markieren Todesfälle, Kreuze markieren Pumpen. Die Todesfälle clustern sich um eine Pumpe in der Broad Street.
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Vor ein paar Jahren waren wir zu Medizin im Viktorianischen London... wo wohl..? In London! Dort u.a. in der Wellcome Collection, im Science Museum, im Florence Nightingale Museum (da gibt es eine Verbindung zur Diakonie in Kaiserswerth, wo Nightingale ausgebildet wurde).
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Dabei waren wir mehrmals zur Medizin im Nationalsozialismus unterwegs, z.B. in Polen, Österreich, Tschechien & Sachsen, Berlin & Brandenburg. Besucht haben wir dabei auch KZ-Gedenkstätten. Mir fällt auf, dass nur eine Minderheit der Studierenden (geboren nach 2000) das in der Schule getan hat.
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Im Wahlpflichtbereich für Medizinstudierende (und auch geöffnet für Studierende anderer Fakultäten im Studium Universale) biete ich regelmäßig Exkursionsseminare an. Es gibt ein paar Vorbereitungstermine, dann die Exkursion, dann einen Nachbereitungstermin, ggf. Hausarbeiten (für beneotete Scheine).
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Dazu (knapp) veröffentlicht haben meine Kollegin und ich hier: Griemmert M, Krischel M (2025) Medizin und magisches Denken in Mittelalter und Früher Neuzeit. In: Museum der Westlausitz Kamenz (Hrsg) 800 Jahre Aberglaube und Magie. Museum der Westlausitz, Kamenz, 204-215 (leider nicht OA)
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Sebastian Fischer Tagebuch liegt in einer Edition vor, die auch schon 120 Jahre alt ist: Veesenmeyer, K. G. (1896). Sebastian Fischers Chronik, besonders von Ulmischen Sachen. Ulm und Oberschwaben: Mitteilungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben.